Auf Einladung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), sowie des Bundesministeriums des Inneren, für Bau und Heimat (BMI) zum Workshop „Islam- und Muslimfeindlichkeit – Aktuelle Ansätze und Herausforderungen“ vom 29. April bis zum 30. April sind wir nach Berlin gereist.

Am ersten Tag wurden wir durch Herrn Busch (BMI) und Herrn Heppener (BMFSFJ) begrüßt. In ihren Reden wurde die Wichtigkeit der Arbeit gegen Antimuslimischen Rassismus erneut dargestellt. Im Anschluss sprach Tommaso Chiamparino (Koordinator der EU-Kommission zur Bekämpfung von antimuslimischem Rassismus), dass solche und vergleichbare Veranstaltungen von hoher Bedeutung seien. In seinem Statement machte er auf den „Hass gegenüber Muslim*innen und die ablehnende Haltung gegenüber diesen“ aufmerksam. Er erklärt auch, dass antimuslimischer Rassismus sich nicht nur in sogenannten Einzeldelikten, wie die Geschehnisse von Christchurch, bemerkbar machen. Dies Geschehe im Alltag, sei es die ablehnende Haltung bedingt durch den Namen, des Äußeren oder der Aktivität. Chiamparino erklärt, dass vor allem Frauen* am meisten unter antimuslimischem Rassismus leiden. Um den antimuslimischen Rassismus zu bekämpfen, müsse man den Begriff vorerst definieren.

Hierbei ist der Vortrag von Ozan Zakariya Keskinkilic von großer Bedeutung. Keskinkilic startet seinen Vortrag „Islamophobie – Muslimfeindlichkeit – antimuslimischer Rassismus?“ mit der Begriffsgeschichte der Islamophobie und stellt diese vor. In seinem Vortrag sagt er, dass „Rasse keine Notwendigkeit für Rassismus“ sei, da „Rassismus Rassen konstruiere“. Er hebt den antimuslimischen Rassismus der Parteien, besonders der AfD vor. Im Anschluss wurden Projekte zur Prävention von Islam- und Muslimfeindlichkeit vorgestellt. Hierbei stellte die Geschäftsführerin des Mosaik e.V., Nefise Saglam das Projekt „Take Part – partizipativ gegen antimuslimischen Rassismus“ vor. Saglam betonte die Notwendigkeit der Förderung solcher Projekte. Dies zeigte sie anhand von Beispielauszügen aus Kommentaren der regionalen Zeitung und zusammenhängenden Hetzstimmung gegenüber Migrant*innen, besonders gegenüber Muslim*innen. Im Anschluss der Vorstellung der Projekte fand eine kleine Fragerunde zu den jeweiligen Projekten statt. Eine kurze Kaffeepause folgte und es fand eine Vorstellung von  Projekten und Aktivitäten islamischer Dachverbände und Initiativen im Kontext von Islam- und Muslimfeindichkeit.

Dr. Yasemin El-Menouar stellte in ihrem Vortrag “ Der Islam im Diskurs der Massenmedien in Deutschland” sämtliche Bilder und Vorurteile vor. Sie sagte hierbei, dass antimuslimische Ressentiments durch die Mediendebatte, besonders durch kulturalistischen Fehlschlüssen und essentialistischen Argumentationen geprägt sei. Als These stellte sie auf, dass Medien Islambilder produziere, die in das Allgemeinwissen der Bevölkerung bzw. Konsument*innen eingegangen sei. Zudem empfiehlt Frau El-Menouar, dass man Zerrbilder nicht durch Schweigen richtig stellen könne. Man solle diese durch konstruktiv geführte Debatten bekämpfen.

Der zweite Tag begann mit dem Vortrag von Lamya Kaddor über ihre Studie zu „Islamfeindlichkeit im Jugendalter und im schulischen Kontext„.

Kaddor sagte im Vortrag, dass man den Islamismus, der in der Studie u.a. thematisiert wird nur dann bekämpfen könne, wenn man auch die Islamfeindlichkeit bekämpft. Zudem empfiehlt sie, dass man für die Sensibilisierung des Themas eine engere Beziehung für den Dialog schaffen und aufbauen sollte.

Im zweiten Vortrag von Prof. Dr. Doris Weichselbaumer über die “Diskriminierung von kopftuchtragenden Frauen bei der Arbeitssuche” wurde eine Statistik von Bewerbungen vorgestellt. In ihrer Studie wurden Einstellungsverhalten von Firmen untersucht, wie und ob sich ein Kopftuch auf die Bewerbung der jeweiligen Kandidatin auswirkt. Das Fazit aus Prof. Dr. Weichselbaumers Studie ist, dass Bewerberinnen mit Migrationshintergrund in Deutschland signifikant benachteiligt werden.

Im Anschluss der Vorträge folgte die Vorstellung von weiteren Projekten, die eine Präventionsarbeit mit Jugendlichen und Schulen betreiben.

Vom 02. bis zum 03. Mai lud  CLAIM – Allianz gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit zum dritten bundesweiten Vernetzungstreffen der Akteur*innen im Bereich Islam- und Muslimfeindlichkeit und antimuslimischen Rassismus ein. Zuerst wurde der status quo von Claim vorgestellt. Im Anschluss folgte eine Podiumsdiskussion zum Thema “antimuslimischer Rassismus im Bildungsbereich”. Im wesentlichen wurde gesagt, dass man Räume für den Austausch und interkulturellen Dialog schaffen müsse. Dies sei nicht nur Aufgabe der Schulen und Lehrer*innen, sondern auch der Buchverlage und Eltern.

Nach der Diskussion folgte ein Vortrag von Frau Joanna Perry über “connecting on hate crime data”. Hierbei wurde eine Studie über Erfahrungen von Personen, die Hate Crime (darunter auch Hate Speech) erfahren haben, vorgestellt. Sie berichtet, dass es zehn Länder innerhalb der EU gebe, in denen die Polizei mit der Gesellschaft kooperiere und transparent mit solchen Daten umgehe.

Nach einer kurzen Pause folgten drei Arbeitsgruppen zu den Themen “Islamfeindlichkeit in Bildung”, “Datenerfassung” und “Förderung von Projekten und Organisationen”. Die Ergebnisse der Arbeitsgruppen wurden in den folgenden Stunden vorgestellt.

Am zweiten Tag des Vernetzungstreffens wurde über die Arbeit von Claim und ähnlichen Organisationen berichtet. Hierbei hielt Daniel Bax einen Vortrag über Angriffe von Journalist*innen und Organisationen in Hinblick auf die Arbeit von Migrant*innenselbstorganisationen. Er stellt dar, dass einige Organisationen unter “Generalverdacht” von gewissen Personen stehen und zeigt, wie man Vorurteile oder vermeintliche Missstände vorbeugen kann. Lydia Nofall ergänzt und berichtet über die Erfahrung, die ihre Organisation mit eben solchen Fällen gemacht habe. Sie sagt, dass im Falle von negativer Presse man sich bei der jeweiligen Redaktion über den*die Autor*in beschweren soll. Daniel Bax ergänzt, dass man in dem Fall „dreist“ sein sollte und auf gerechte Behandlung pochen solle.

Im Anschluss hielt Nilden Vardar (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend) eine kurze Rede über das Projekt “Demokratie leben!” und erklärt, wie es in der zweiten Förderphase mit den Modellprojekten vorangehen könne.

Nach der Rede von Vardar wird das Projekt zum Tag gegen antimuslimischen Rassismus vorgestellt und besprochen. Für dieses Jahr wird die Kampagne unter dem Namen “Hass kennt kein Herz” laufen.